Co-Processing macht es möglich
Kurz gesagt geht es darum, biogene Rohstoffe wie heimisches Rapsöl oder gebrauchtes Speiseöl gemeinsam in den vorhandenen Anlagen zu verarbeiten und so den Einsatz fossiler Stoffe zu reduzieren. Der so hergestellte Biokraftstoff kann nicht nur einen Beitrag zur Emissionsreduzierung leisten, sondern ist auch dabei, sich für uns als wirtschaftliche Wachstumssäule zu etablieren.
Unsere Raffinerie hat bereits im Jahr 2002 einen ersten Testversuch mit der Verarbeitung von Biokomponenten in der Entschwefelungsanlage gewagt. Der Einsatz von Rapsöl wurde damals schon von den beteiligten Kolleginnen und Kollegen als erfolgreich bewertet. Die politischen Rahmenbedingungen waren allerdings noch nicht so weit. Und auch die Auswirkungen von Biokraftstoffen auf Motoren waren noch nicht ausreichend erforscht. Erst 2018 konnte die Co-Pro-Erfolgsgeschichte richtig durchstarten. Damals haben wir uns als erste Raffinerie in Deutschland für das Verfahren zertifizieren lassen.
Richtig. In 2020 haben wir das Co-Pro-Verfahren im Hydrocracker getestet, um nachhaltigeren Flugkraftstoff produzieren zu können. Im Februar 2022 war es dann so weit. Ich erinnere mich noch gut an die Schlagzeile: „Frittenfett zum Abheben!“ Tatsächlich haben wir seither diverse biogene Einsatzstoffe getestet, um auf dem Markt flexibel agieren zu können.
Insbesondere im ersten Halbjahr 2024 haben wir im Hydrocracker den Einsatz der Biokomponenten konstant auf fünf Prozent unseres Gesamteinsatzes erhöhen können. Das war ein toller Erfolg, aber auch sehr ressourcenintensiv. Da die Biokomponenten nicht so rein wie herkömmliches Rohöl sind, verursachen sie einen deutlich höheren Aufwand: mehr Filterwechsel und Laboranalysen, und auch die Fahrweise der Anlage ist anspruchsvoller. Nicht zu vergessen, dass jeder neue Einsatzstoff einen aufwendigen Testlauf mit anschließender Zertifizierung durchlaufen muss.
Die Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt: Mit den 2024 eingesetzten Biokomponenten haben wir 15 Prozent der gesamten Raffinerieleistung ausmachen können. Ein großer Erfolg, der in Form von bewilligten Projekten honoriert wird. Noch in diesem Jahr werden wir Online-Messungen installieren, um beispielsweise Chloride zu bestimmen. Dadurch können aufwendige Laboranalysen reduziert werden. 2026 stehen uns dann ein zweiter Biotank und ein redundanter Biofilter zur Verfügung. Zwei Tanks bedeuten für uns zwei verschiedene Biokomponenten, die wir – wie beim herkömmlichen Rohöl-Mix – optimal mischen können. Ein weiterer Filter hat den großen Vorteil, dass wir bei einem Filterwechsel nicht den Bioeinsatz reduzieren müssen, sondern einfach auf den anderen Filter umstellen können. Und nicht zuletzt lohnt sich die Herstellung von SAF natürlich auch finanziell, da es hochpreisiger verkauft werden kann.
Der Co-Pro-Anteil für die Herstellung von SAF unterliegt einer internationalen Norm und war bisher bei einem Anteil von fünf Prozent festgeschrieben. Inzwischen hat der Gesetzgeber diese Menge erhöht, weshalb das Limit seit Januar bei 30 Prozent liegt. Dafür hat sich auch bp auf allen Ebenen stark gemacht. Wir in Lingen stehen bereit, die Mengen in unserer Anlage immer weiter hochzufahren, sehen unser Ziel aus technischen Gründen aber aktuell noch bei zehn Prozent. Die Nachfrage nach SAF ist im starken Zusammenhang mit den verpflichtenden Beimischungsquoten der EU zu sehen: Seit dem 1. Januar schreibt eine Verordnung beim Tanken an europäischen Flughäfen einen Mindestanteil von zwei Prozent an SAF vor. Dieser Anteil soll kontinuierlich ansteigen und 2030 bei sechs Prozent liegen, 2035 bei 20 und 2050 schließlich bei 70 Prozent.