Der Vorstandsvorsitzende der BP Europa SE, Michael Schmidt, hielt neben Bundesumweltministerin Barbara Hendricks eine Keynote auf dem Energy Security Summit 2016 des FAZ Forums in Berlin. In seiner Rede setzte sich Schmidt mit der Frage auseinander, ob die derzeit niedrigen Energiepreise gut oder schlecht für Klimaschutz und Innovation sind.
Schmidt analysierte, dass technologische Neuerungen stärkere Treiber für einen energiewirtschaftlichen Strukturwandel sind als Preise. Es seien vor allem Innovationen, die neuen Bedürfnissen oder veränderten Erfordernissen in der Energieversorgung Rechnung tragen. Als historisches Beispiel nannte er die Entwicklung von Öl als Energieträger, der erst durch das Aufkommen des Automobils einen großen Schub bekam und bis heute globaler Energieträger Nummer eins ist.
Technologischer Wandel und veränderte Angebots- und Nachfrage-Strukturen entstünden im Energiesektor heute weniger durch neue Bedürfnisse, sondern durch den Klimaschutz, so Schmidt. BP sieht in der technologischen Entwicklung einen wesentlichen Schlüssel für die zukünftige Richtung des globalen Energiesystems, das diese Bedürfnisse aufgreift.
Energiepreise spielen vor allem kurzfristig eine wichtige Rolle, so Schmidt. Ein gutes Beispiel sei die Ökosteuer. Durch sie wurden unter anderem Benzin und Diesel gezielt verteuert. Das hat zu effizienteren und damit verbrauchsärmeren Benzin- und Dieselmotoren geführt. Nicht zuletzt deswegen sind die CO2-Emissionen im PKW-Verkehr in Deutschland seit 1990 um ein Fünftel gesunken.
Michael Schmidt betonte jedoch, dass Preise grundsätzlich volatil und Energie-Strategien nicht alleine auf diesen Faktor abstellen sollten. Deutschland und die EU hätten dies in den letzten Jahrzehnten getan mit der Folge, dass die Strompreise in Deutschland heute zur Hälfte aus Steuern und Abgaben bestehen. Weite Teile der Industrie hätten deswegen erhebliche Nachteile im internationalen Wettbewerb.
Schmidt forderte konkret die Nutzung einer Kombination erneuerbarer und fossiler Energien. Als ein konkretes Beispiel, an dem BP arbeitet, nannte er das sogenannte Power-to-Gas-Verfahren in Raffinerien. Dabei geht es darum, mit Hilfe von erneuerbarem Überschuss-Strom Wasserstoff zu erzeugen, der im Raffinerieprozess bei der Herstellung von Benzin und Diesel genutzt werden kann. Dadurch wird Wasserstoff ersetzt, der aus fossilen Energieträgern wie Erdgas oder LPG (Flüssiggas) gewonnen würde. Allerdings lässt das Biokraftstoffquotengesetz auf Grund fehlender EU-Rechtsgrundlage die Anrechnung dieses „grünen“ Wasserstoffs auf die Biokraftstoffquoten aktuell nicht zu. Schmidt appellierte daher an die Bundesregierung, die Rahmenbedingungen für eine Nutzung zu schaffen.