Tag der Industrie (Bildnachweis: © BDI/Christian Kruppa und Jana Legler)
Deutschland steht vor einer doppelten Herausforderung: Die Transformation der Wirtschaft muss den Klimazielen gerecht werden und gleichzeitig die industrielle Wertschöpfung am Standort sichern. Auf dem Panel „Wirtschaftswende konkret. Wie die Rückkehr zur Wettbewerbsfähigkeit gelingt“ beim diesjährigen Tag der Industrie spielte auch der Weg zu einer leistungsfähigen, nachhaltigeren und bezahlbaren Energieversorgung eine Rolle. Patrick Wendeler betonte, dass dazu neben Strom auch flüssige und gasförmige Energieträger gehören. Gerade Sektoren wie die Luftfahrt oder die Industrie könnten nicht vollständig elektrifiziert werden und seien auf emissionsärmere Lösungen angewiesen. Neben Patrick Wendeler diskutierten auf dem Panel Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Vanessa Bachofer (Mack & Schneider), Barbara Frei-Spreiter (Schneider Electric) und Rocco Bräuniger (Amazon).
Wichtig sei, so Wendeler, dass die Molekülwende mitgedacht wird. Dazu zählen unter anderem nachhaltigere Kraftstoffe und Wasserstoff – Energieträger, die einen substanziellen Beitrag zur Versorgungssicherheit und unmittelbaren Emissionsreduktion leisten können. Besonders für industrielle Prozesse wie in der chemischen Industrie, die heute stark auf fossile Moleküle angewiesen sind, brauche es pragmatische Übergangslösungen. So könne auch kurzfristig CO₂ zwar nicht vollständig vermieden, aber signifikant eingespart werden.
Im Gespräch zwischen Bundeswirtschaftsministerin Reiche und den Unternehmensvetreter:innen wurden konkrete Stellschrauben identifiziert, die sowohl der Energiewende als auch dem Wirtschaftswachstum helfen würden. Aus Sicht von Patrick Wendeler sind drei Voraussetzungen besonders entscheidend: Planungssicherheit für Investitionen, Offenheit für unterschiedliche Technologien und ein politischer Rahmen, der Geschwindigkeit ermöglicht.
Als konkrete Lösungsansätze sieht Wendeler die notwendige Senkung der Strompreise sowie die richtige Regulatorik für erneuerbare Kraftstoffe. Auch integrierte Standortkonzepte, zum Beispiel aus erneuerbarer Stromerzeugung, Elektrolyse und bestehender Raffinerieinfrastruktur, könnten helfen, schneller in die Umsetzung zu kommen.
Tag der Industrie (Bildnachweis: © BDI/Christian Kruppa und Jana Legler)
bp investiert schon jetzt in konkrete Projekte, die zeigen, wie Technologievielfalt, bestehende Infrastruktur und neue Ansätze zusammengedacht werden können. In der Raffinerie im niedersächsischen Lingen kommt das sogenannte Co-Processing-Verfahren zum Einsatz, bei dem biogene Rohstoffe gemeinsam mit Rohöl verarbeitet werden. Die dort produzierten nachhaltigeren Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuel – kurz SAF) werden bislang exportiert, da sie in Deutschland nicht auf die THG-Quote anrechenbar sind. Eine zeitnahe Umsetzung der RED-III-Richtlinie in deutsches Recht könnte das ändern.
Das Projekt Lingen Green Hydrogen steht exemplarisch für das Wasserstoffengagement von bp. Jährlich könnten damit bis zu 11.000 Tonnen grüner Wasserstoff erzeugt und direkt an die Raffinerie oder über das künftige Wasserstoffkernnetz an externe Abnehmer geliefert werden.
Auch zur Elektrifizierung trägt das Unternehmen bei: Mit der Marke Aral pulse baut bp die Ladeinfrastruktur für den Schwerlastverkehr in Deutschland gezielt aus. Hier zeigt sich jedoch, wo noch regulatorische Hürden bestehen: Uneinheitliche Genehmigungsverfahren und aufwendige Netzanschlüsse bremsen das Tempo.
Deshalb appellierte Wendeler zum Abschluss des Panels: „In Deutschland haben wir die Tendenz, sehr schnell in einzelne Detailfragen zu gehen. Was wir jetzt aber brauchen, sind Basisarbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen: Wir müssen da anfangen, wo wir schnell große Fortschritte erzielen können.“