Die Probe packt Michael Nowak in ein sogenanntes Castrol Sample Kit. "Wir bekommen vom Labor direkt alle Sachen geliefert. So brauchen wir nur die Proben eintüten, in den dafür vorgesehenen Karton packen und in die Post stecken", sagt Michael Nowak. Diese Probe geht in das Schmierstofflabor im belgischen Gent. Ein weiteres großes Castrol Labor gibt es in Pangbourne, England.
Im Labor angekommen, verschaffen sich die Schmierstoffexperten von Castrol einen genauen Überblick über den Zustand des eingeschickten Öls. Die Analyse dauert nicht lange. In der Regel bekommt der Kunde bereits innerhalb von 24 Stunden das Laborergebnis. Die ermittelten Daten nutzt auch Castrol Marine, um zusammen mit den Kunden zu entscheiden, ob eine Anpassung der Schmierpläne notwendig ist. Anpassung bedeutet in dem Fall, nicht unnötig viel Schmieröl einzusetzen. Für den Kunden bedeutet das eine Kostenersparnis.
Und Kosten spielen im Bereich der Transportschifffahrt eine immer wichtigere Rolle. Denn der Unterhalt eines solchen Schiffes ist teuer für die Reederei. Und auch der Konkurrenzdruck um lukrative Aufträge wächst immer mehr. Selbst jetzt, wo die Jansum zwecks Inspektion im Hafen von Leer liegt, fallen täglich Kosten an. Da wären zum einen die Crewmitglieder, die derzeit das Schiff überholen. Sie müssen natürlich für ihre Arbeit entlohnt werden. Und dann entstehen weitere Kosten für Kraftstoff. Der ist notwendig, um die Stromgeneratoren am Laufen zu halten.
Und es können Kosten entstehen, falls Probleme mit dem Schmieröl auftauchen. Bei der Jansum gibt es aber nach der Inspektion von Klaus-Dieter Rontke und Michael Nowak dafür keinen Grund zur Sorge für Reederei-Direktor Johann Dirksen. Aber was für Probleme können denn die Leistungsfähigkeit des Schmieröls vermindern? Wasser! Wasser stellt ein großes Problem dar. Denn wenn sich Wasser im Öl befindet, sinkt zum einen die Schmierfähigkeit und zum anderen können sich Bakterien bilden und das Öl unbrauchbar machen. Im Extremfall müsste dann das komplette Schmieröl getauscht werden. "Es gibt aber eine einfache Methode, um Wasser im Öl festzustellen", sagt Klaus-Dieter Rontke.
Dafür gehen wir wieder nach oben – vom Maschinenraum in die Kombüse. Klaus-Dieter Rontke geht zum Herd und schaltet eine Platte an. Wir sind sehr gespannt. Er hat zwei Ölproben dabei. Eine ist absolut rein. In die andere hat er Wasser geschüttet, wodurch sich eine trübe Emulsion gebildet hat. "Diesen Test empfehle ich unseren Kunden, wenn sie glauben, es könnte Wasser im Öl sein. Denn nicht immer befindet sich das Schiff dann gerade in irgendeinem Hafen, sondern vermutlich tausende Kilometer entfernt auf hoher See und wenn dann kein Koffer mit Schnelltesten an Bord ist, dann bleibt nur dieser einfache Test", erklärt Klaus-Dieter Rontke. "Und dieser Test ist so simpel, der kann wirklich von jedem Crewmitglied durchgeführt werden", so der erfahrene Schiffsingenieur weiter.
Die Herdplatte ist inzwischen heiß. Der Test kann beginnen. Klaus-Dieter Rontke setzt die Schutzbrille auf, nimmt die Flasche mit dem reinen Öl und gibt davon einen Tropfen auf die heiße Herdplatte. Es steigt Rauch auf. Das Öl verdampft. Nun greift er sich die Flasche mit dem mit Wasser verunreinigten Öl und gibt ebenfalls einen Tropfen auf die Herdplatte. Wieder steigt Rauch auf und das Gemisch verdampft, aber dabei zischt und knackt es hörbar. "Das ist der Wasseranteil, der gerade verdampft ist. Ist das Öl sauber, macht es auf der heißen Herdplatte nämlich keine Geräusche", sagt Klaus-Dieter Rontke.
Ein langer Arbeitstag für die beiden Schiffsingenieure neigt sich langsam dem Ende entgegen. Und auch wenn die Prüfarbeiten noch so anstrengend waren, Klaus-Dieter Rontke nimmt sich noch die Zeit und spricht in der Messe, wo die Crew üblicherweise isst, mit dem Kunden alle Einzelheiten der Prüfungen durch. Heute sitzt er allerdings zum letzten Mal mit Johann Dirksen gemeinsam am Tisch. Ein bisschen Wehmut? "Das kommt sicher noch. 26 Jahre bei Castrol Marine schüttelt man nicht so einfach ab. Aber ich freue mich auch auf die Zeit mit meiner Enkeltochter. Und außerdem fahre ich in Kürze mit einem Freund im Wohnmobil ans Nordkap", berichtet Klaus-Dieter Rontke.
Sein junger Kollege Michael Nowak führt dann künftig alleine die Arbeit von Klaus-Dieter Rontke fort. "Durch die intensive Zusammenarbeit in den vergangenen zehn Monaten mit Klaus-Dieter Rontke kann ich sagen, dass ich sein Werk guten Gewissens weiter führen werde." Gute Nachrichten für die Kunden von Castrol Marine.